Stilles Leid.

Der Knebel ist so groß. Viel zu groß für meinen kleinen Mund. Unerbittlich reißt er ihn auf, doch Sprechen kann ich nicht. Da ist kaum Platz für meine Zunge und die braucht man ja schließlich, um sich deutlich zu artikulieren. Ich bringe jetzt nichtmal mehr undeutliche Worte hervor. Es ist anstrengend, den Knebel zu tragen. Der Schmerz hat zwar mittlerweile etwas nachgelassen, aber dieses Gefühl ist trügerisch. Ich weiß, dass er umso heftiger wird, wenn du ihn mir abnimmst. Wenn die Gelenke und Muskeln wieder in ihre natürliche Position finden müssen. Das ist aber gar nicht das Schlimme. Das Schlimme ist die Anstrengung der ungewohnten Haltung meines Gesichtes. Nur ein leichtes Ziehen. Nicht wirklich schmerzhaft, aber allgegenwärtig. Es zehrt an meiner Widerstandskraft.
Ich versuche mich daran zu gewöhnen, denn es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich weiß nicht, wann du mir dieses böse Ding wieder abnehmen wirst. Verkrampfen, sich dagegen wehren, macht es nur schlimmer. Ich muss mich damit abfinden. Also spiele ich mit den Muskeln, die ich noch kontrollieren kann. Entspanne sie, lasse locker. Der Ball in meinem Mund gibt etwas nach, aber wenn ich reinbeiße, um den Kiefer zu entlasten, muss ich wertvolle Kraft aufwenden. Kraft, die ich für das brauche, was du mit mir vorhast. Ein bisschen hilft es trotzdem. Nur kurz. Etwas Erleichterung für den Moment, bevor ich den Knebel wieder an mir reißen lasse. Die perfekte Haltung habe ich wohl noch nicht gefunden und egal, was ich mache, der große Ball bleibt da. Drängt sich in mein Bewusstsein und lässt mich meine Unterlegenheit spüren.
Mein Schwert, das Wort, ist stumpf, wenn ich es nicht nutzen kann. Es macht mich ein wenig wütend, dass du es mir genommen hast. Ich möchte nicht, dass du das in meinen Augen siehst. Es würde dir zu viel Spaß machen, damit zu spielen. So gut meine ich, dich schon zu kennen. Und ich bin gerade nicht in der richtigen Position, um dich zu provozieren. Ich habe nicht oft Respekt davor, was jemand mit mir tun könnte, wenn ich mich falsch verhalte. Bei dir schon. Das muss an dem Knebel liegen, der meine Kräfte fordert. Wenn er doch nur nicht so groß wäre. Wenn ich doch nur eine Position finden könnte, die etwas Entspannung erlaubt.
Fast unerträglicher als das Ding in meinem Mund, ist meine Geilheit. Ich spüre die Nässe zwischen meinen Schenkeln. Wie sie an mir hinabläuft. So wie die Spucke, die sich in meinem Mund gesammelt hat. Überall tropfe ich. Säfte laufen ungehemmt und unkontrolliert aus mir heraus. Vage erinnere ich mich daran, dass sich das nicht gehört. Doch diese Regeln gelten jetzt nicht mehr für mich. Hier gelten deine Regeln und du magst es, mich so zu sehen. Ich vergesse meine Scham. Verliere mich in dem Leuchten deiner Augen, die meinen entmenschlichten Anblick in sich aufzusaugen scheinen.
Ich habe keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Du hast sie mir genommen. Der Knebel spreizt meinen Mund. Spucke läuft an meinem Kinn hinab. Lust kontrolliert meinen Verstand. Die Fesseln schneiden mir ins Fleisch. Sie geben mir Halt und halten mich in der Position, in der du mich haben willst. Die Hände auf dem Rücken, präsentiere ich mich dir. Unfähig mich vor dem Schmerz zu schützen, der mich erwartet. Meine Beine sind frei, aber weg komme ich nicht. Das würdest du nicht zulassen. Du würdest mich packen und mir wehtun, würde ich es versuchen. Und du kannst mir Schmerzen zufügen, die auch meinen Geist treffen. Schmerzen, die mich wünschen lassen, dich niemals zu verärgern. Gar nicht, weil sie stärker sind als andere. Sondern, weil sie meine Kräfte verbrauchen. Weil sie Willenskraft und Anstrengung erfordern.
Irgendwann lässt du meine Arme frei. Der Knebel aber bleibt. Der große Ball in meinem Mund, der dort nicht hingehört. Der mir wehtut, der mich fordert. Heute Abend war ich öfter geknebelt. Zwischendurch hast du mir etwas Ruhe erlaubt. Trotzdem ist es mit jedem Mal anstrengender geworden. Jetzt stehe ich vor dir und bin dankbar, dass du ihn nicht wieder so stramm gemacht hast. Eingeschüchtert aber nicht ängstlich, denn ich vertraue dir auf eine seltsame Art. Obwohl ich weiß, dass du mich quälen willst. Oder vielleicht genau deswegen.
Du lächelst, bevor du zuschlägst. Die erste Ohrfeige brennt auf meiner Wange. Dann noch eine und noch eine. Immer schneller auf die gleiche Stelle. Das an sich ist ja schon fies. Aber der Knebel ist noch immer da. Die Kiefermuskulatur völlig überspannt. Ich habe keine Kontrolle über meine Hände. Sie versuchen mein Gesicht vor dir schützen, die Überreizung zu stoppen. Das willst du nicht. Du willst, dass ich stillhalte. Ich strenge mich an, möchte gehorchen, deinem Willen entsprechen. Doch mein Körper versucht zu entkommen. Den Schlägen zu entgehen. Immer wieder entzieht er sich dir und immer wieder fängst du von vorne an. Langsam beginne ich, mich nach den Fesseln zu sehnen. Sie würden mir helfen stillzuhalten. So wie der Knebel mir hilft, still zu leiden. Mit jedem Schlag schwindet meine Willenskraft etwas mehr und die brauche ich doch jetzt so dringend.

Ich flehe dich mit den Augen an aufzuhören, versuche dir mitzuteilen, dass ich den Knebel nicht mehr aushalte. Ich spüre die Verzweiflung, die aus ihnen zu dir spricht. Du verstehst, was ich dir sagen möchte. Leise antwortest du, dass es mir nicht helfen wird. Dass du weitermachen wirst. Dass du mich den Knebel noch länger tragen lassen wirst. So lang, wie du es willst. Die Erkenntnis kommt überhaupt nicht überraschend. Dennoch trifft sie mich. Etwas in mir bricht zusammen, ergibt sich dir. Es ist genau dieses Gefühl, das ich spüren möchte. Der Wunsch, dass es aufhört, der Versuch zu entkommen und schließlich die Aufgabe. Diese Aufgabe, das innere Sichergeben, übt einen ganz besonderen Zauber auf mich aus.

Sie ist schrecklich und schön zugleich. Die Pforte in mein Wunderland. Der Ort, an dem ich wirklich frei sein kann. Der Weg dorthin ist nicht leicht, das beginne ich zu begreifen. Ich kann auch nicht Vielen soweit folgen, denn kaum jemand ist stark genug, mich so weit zu bringen. Kaum jemandem schenke ich die Bereitschaft, die dafür notwendig ist. Kaum jemandem kann ich so sehr vertrauen. Und kaum jemand ist in der Lage, so wenig auf mich zu reagieren.

Ich ahne aber auch, dass dieses Wunderland viel größer ist, als ich es mir jetzt vorstellen kann. Dass es noch viel mehr zu entdecken gibt. Dass meine Schritte sicherer werden und damit auch der Weg breiter. Ich bin gespannt, wohin er mich noch führen wird.

Das Objekt

„Es ist essentiell für den Erfolg der Befragung, dass das Objekt jederzeit eine reelle Chance hat aus der Situation heraus zu kommen. Indem es die richtige Antwort gibt.“
Seine Stimme dringt wie durch dichten Äther in mein Bewusstsein. Irgendwie zäh und gedämpft. Es ist seine böse Stimme. Sie klingt noch sehr viel böser als sonst, weil ich nichts sehen kann. Die Augenbinde passt perfekt. Kein kleiner Spalt, kein Lichtschimmer. Nur Dunkelheit. Die Geräusche und seine Stimme sind die einzige Verbindung, die ich mit dem Außen habe. Ich kenne ihn mittlerweile. Nur für gewöhnlich sind wir allein, wenn er kommt, um mich zu quälen. Heute ist das anders. Auch die Bühne, auf der wir stehen, ist neu. Zumindest ist es in meiner Vorstellung eine Bühne. So, wie in einem kleinen Theater, in dem Schauspiel und Publikum nicht wirklich voneinander getrennt sind. Aber eigentlich weiß ich nicht, in was für einem Raum wir uns befinden. Ich kann mich auch gar nicht erinnern, wie er mich hergebracht hat.

Es dauert einen Moment bis ich die Bedeutung seiner Worte verstehe. Ich muss mich noch an die Situation gewöhnen. Mich zurechtfinden. Aber es ist eine schwache Hoffnung. Obwohl ich eigentlich weiß, dass es diese reelle Chance überhaupt nicht gibt. Er wird weitermachen, ganz egal, was ich sage. Es gibt keine Antwort. Ich weiß es und er weiß, dass ich es weiß. Das macht es vermutlich umso interessanter für ihn, eine Reaktion zu provozieren. Die Illusion einer Chance. Werde ich versuchen, sie zu nutzen?

Einem Teil von mir widerstrebt es sehr, ihm zu geben, was er will. Meinem Peiniger. Doch dieser Teil ist gerade schwach. Die Option zu verlockend. Vielleicht gibt es sie ja doch, diese Chance? Wenn mir nur irgendetwas einfällt. Eine kluge Idee. Aber mein Verstand funktioniert nicht richtig. Das Denken fällt mir schwer. Gedanken kommen und lösen sich auf, bevor ich sie richtig greifen kann. Der größere Teil von mir hat einfach Angst. Ich kenne nicht alle Geräusche, die er macht. Das verunsichert mich. Das Publikum, vor dem er über die Feinheiten seiner Befragung referiert, verunsichert mich. Dass er nicht anfängt, verunsichert mich.

Ich bin nackt. Nur mit einer Hand an ein Andreaskreuz gefesselt. Ich fühle seine Konturen an der Wand, die meine kleine Welt an diesem Ort begrenzt. Es ist gepolstert. Etwas Weiches zwischen all dem Harten hier. Ich kann mich drehen. Ich kann mich winden. Aber ich komme nicht weg. Er hat mich mit den bösen Handschellen festgebunden. Die, die nur eine breite Verbindung mit drei Gliedern haben. Und Kanten, so dass ich nichtmal mit meinen kleinen Händen und diesem einen Trick, die Finger zu schließen, hinauskommen werde. Trotzdem probiere ich es. Sie sitzen trügerisch locker an meinem schmalen Handgelenk, aber an den Knochen komme ich einfach nicht vorbei. Ich konzentriere mich auf seine nüchterne, böse Stimme. Spüre seine Gegenwart. Die Einleitung seines Vortrages ist vorbei. Gleich wird das Verhör endlich beginnen. Er ist mir ganz nah. Zu nah. Ich fühle, wie er mich ansieht und beobachtet.
„Ist es sicher?“, höre ich ihn ruhig aber sehr bestimmt fragen.
Es lässt mir das Blut in den Adern gefrieren, obwohl ich ja damit gerechnet habe. Denn dies ist die eine Frage, auf die es ganz bestimmt keine Antwort gibt. Dennoch rufe ich ihr eine entgegen, bettele, wimmere. Aber die Stimme reagiert nicht auf mich.

„Sie sehen, das Objekt zeigt keine Reaktion. Es schweigt. Nun gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie wir es zum Reden bringen können“, fährt die Stimme sachlich fort. Kunstvoll spielt sie mit Betonungen und Pausen. Ich glaube, sie sind nur für mich gedacht, damit die Informationen sich tiefer in mein Bewusstsein graben können. Noch bevor sie weiterspricht, drängen sich mir unterschiedlichste Möglichkeiten in den Sinn. Vertreiben kann ich diese Ideen nicht mehr. Die Stimme ist es gewohnt vor Menschen zu sprechen, ihnen etwas zu vermitteln.

Mir wird klar, dass es nicht nur keine richtige Antwort gibt, sondern dass ich sogar völlig ignoriert werde. Als wäre ich gar nicht da. Oder besser gesagt, als wäre meine Persönlichkeit nicht existent. Ich versuche, mich zu verteidigen. Der Stimme zu erklären, dass ich doch etwas gesagt habe. Dass sie mir zuhören soll. Aber das will sie nicht. Es geht nicht um die Antwort, sondern darum, mich zu quälen. Eine Reaktion hervorzurufen. Und es funktioniert. Die Erkenntnis trifft mich. Trotzdem bettele ich weiter. Möchte dem Mann, der zu der Stimme gehört, klarmachen, dass ich die ganze Zeit rede. Er macht Geräusche, die ich nicht zuordnen kann. Jedes davon erschrickt mich. Ich höre, wie er sich durch den Raum bewegt. Raubtierhaft, lauernd, mich weiter beobachtend. Jeder Muskel in meinem Körper ist angespannt. Ich bin bereit zur Flucht, wenn sich mir nur eine Möglichkeit bietet. Doch die gibt es gerade nicht.

Er wiederholt seine Frage. Ich wiederhole meine Antworten. Dann kommt der erste Schlag. Seine anfänglichen Ausführungen, eine gefühlte Ewigkeit, waren nur die Vorbereitung auf diesen Moment. Ein Auftakt. Die Steigerung meiner Angst und des Ohnmachtsgefühls. Ich höre mich schreien. Mehr vor Schreck, als vor Schmerz. Spüre, wie mein Körper entkommen will, Richtungen sucht, in die er sich bewegen kann. Fort von dem Schmerz. Fort von der Stimme. Doch die Handschellen halten mich erbittert fest. Und wo sollte ich auch hin? Selbst wenn ich frei käme, wäre es für ihn nur ein beiläufiger Griff, eine mühelose Bewegung, mich wieder einzufangen. Ich zittere, weiß nicht, was als nächstes kommt. Versuche mich in meiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit, in meiner schutzlosen Nacktheit, irgendwie doch vor ihm zu schützen, obwohl es hier keinen Schutz für mich gibt. Hier gibt es nur ihn, seine Instrumente, das Publikum und meinen verletzlichen Körper. Meine Schreie werden nicht erhört. Mein Betteln verhallt irgendwo zwischen den Worten seines makaberen Vortrags und den Schlaggeräuschen seines Spielzeugs auf meiner nackten Haut.

Ich zittere immer stärker. Muskeln spannen sich willkürlich an und verkrampfen. Schläge treffen auf meinen Körper, auf meine Beine, auf meine Füße. Doch sobald ich sie wegdrehe, gebe ich meine empfindliche Fußsohle preis. Das ist noch schlimmer und ich präsentiere ihm wieder einen anderen Körperteil. Er nutzt jede Möglichkeit, die sich ihm bietet. Mein Herz rast, mein Kopf dröhnt. Der Schmerz ist überhaupt nicht heftig, aber meine Anspannung ist so groß, dass sich jede Berührung, jedes Geräusch wie eine gewaltige Lawine aufbaut, über mein überreiztes Bewusstsein hinwegfegt und mich mit sich fortreißt. Ich habe keine Kontrolle mehr über meine Muskulatur, beobachte meine Reaktionen, versuche nicht daran zu denken, was mir noch bevorsteht. Doch meine Fantasie arbeitet und hinter der Augenbinde, der Mauer, die mich von der Welt trennt, die mich in meiner Vorstellungskraft, einem Panoptikum der Grausamkeiten, einschließt, laufen tausend Bildfolgen ab. Eine schrecklicher als die andere. Drohende Ungeheuer, die versuchen mir aufzulauern und meine Furcht immer weiter wachsen lassen.

Angstschweiß läuft an meinem Rücken hinab. Ich spüre ihn auf jedem Zentimeter meiner sensibilisierten Haut. Warm und kalt zugleich. Feucht. So, wie die Nässe zwischen meinen Schenkeln, von der mein verrätischer Körper viel zu viel produziert, um es vor meinem Foltermeister verstecken zu können. Prüfend greift er in den wartenden Spalt. Wie gewohnt trägt er diese Handschuhe, die ihn von mir trennen. Irgendwo darunter ist seine warme, weiche Haut. Doch die Nähe, die ich so sehr brauche, bekomme ich jetzt nicht. Der Drache spielt mit mir. Ich komme nicht weg, kann nicht verhindern, dass er meine Geilheit bemerkt. Wut und Trotz regen sich in mir, nur um sofort bitterer Verzweiflung zu weichen.

Ich höre ihn erklären, dass ich wieder keine Reaktion gezeigt hätte. Dass härtere Mittel notwendig seien. Mein halbersticktes Winseln wird nicht gehört. Doch irgendwo in meinem Innern hallt noch immer das Echo seiner Stimme nach, das eine reelle Chance versprochen hat. Ich klammere mich an die Vorstellung, dass es sie doch geben könnte. Die Schwimmweste in diesem dunklen Meer der Angst, in dem ich vor mich hin treibe und versuche, meinen Kopf über Wasser zu halten. Meine Verzweiflung wird potenziert durch diese absolute Degradierung zum Objekt. Meine Persönlichkeit scheint sich aufzulösen, zu schwinden. Ich weiß ja, dass es sie gibt. Ich kenne mich. Hier aber zählt sie nicht. Oder eben nur zum Zweck dieser abscheulichen Befragung. Meine Reaktionen dienen einzig der Demonstration seiner Methoden und was sie in mir, dem Objekt, hervorrufen. Nein, er wird keine Nachsicht haben.

Dann zwingt er meine Fußgelenke in die Manschetten einer Spreizstange. Ein bisschen wehre ich mich, aber die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens, ist mir zu deutlich bewusst und meine Bemühungen bleiben deshalb eher halbherzig. Was hätte ich ihm jetzt schon entgegenzusetzen? Also füge ich mich, spüre wie sich die Fesseln um meine Haut schließen. Die Stange hält meine Beine nun unnachgiebig auseinander und ich präsentiere ihm breitbeinig meine empfindlichsten Stellen. Noch mehr Fläche für seine Schlaginstrumente. Ich höre etwas über den Zugriff auf alles. Den Kontext kann ich aber nicht erfassen. Zu viele Emotionen kochen in mir hoch und drohen, mich zu zerreißen.

Erinnerungen schleichen sich in mein Bewusstsein. Nähe und Geborgenheit, die ich in seinen Armen gefunden habe. Unser leises Lachen aus diesen Momenten klingt seinen fröhlichen Klang in meine düstere Realität. Unser Pakt, dass ich ihm gehöre für die Momente unserer Lust und vielleicht sogar ein wenig darüber hinaus. Wir sind Komplizen, Weggefährten. Ich möchte ihn in mir aufnehmen. Ihn spüren und so den Bann der Kälte brechen, der mich in sich einschließt. Würde er doch nur in mich eindringen, mich von meiner Angst befreien. Meine Lust quält mich fast genauso sehr wie er. Ganz in diesem Gefühl, gefangen zwischen Leid und Lust, verliere ich mich. Kann nicht mehr genau sagen, was wirklicher ist. Gibt es das imaginäre Publikum vielleicht tatsächlich?

Fiktion und Realität beginnen sich in einem beunruhigenden Spiel zu vereinigen. Und in diesem Moment spüre ich den Gürtel. Wie eine Schlaufe will er ihn mir um den Hals legen. Diesmal wehre ich mich wirklich, möchte entkommen. Er aber folgt meinen Bewegungen, packt mich. Die Spreizstange lässt meine Bemühungen vermutlich kläglich wirken und trotzdem kämpfe ich, winde mich in seinen kräftigen Armen. Erstaunt darüber, dass ich in dieser Eingeschränktheit noch so viele Möglichkeiten habe, mich zu bewegen. Und plötzlich ist da dieser eine Gedanke, erschreckend klar: Was, wenn doch alles echt ist?

Das erste Mal ist das Safeword gefallen. Kein Schrei. Ein leises, beinahe ersticktes Wimmern, in dem sich die Anspannung still entlädt. Mehr hoffend, als sich seiner Wirkung sicher. Irgendwie bin ich überrascht, dass du darauf reagierst. Dass du zu mir zurückkehrst. Dass doch alles nur ein Spiel gewesen ist. Du schließt deine Arme um mich, hältst mich, flüsterst mir sanfte Worte zu. Nimmst mir die Augenbinde ab. Der Raum ist mir vertraut. Hier ist nichts Böses. Keine Bühne, kein Publikum. Nur du und ich. Und augenblicklich wünschte ich, ich hätte durchgehalten. Trotzdem tut es gut, dich zu spüren. Deine weiche Stimme zu hören. Mich von ihr zurück in die Realität holen zu lassen. Zu sehen, dass wir noch immer wir sind. Ich schmiege mich an deine Schulter und atme deinen vertrauten Geruch ein. Du bist behutsam, zärtlich, liebevoll. Dann machst du mich los und führst mich in einen anderen Raum. Es ist alles wie immer und doch ein bisschen anders. Der Augenblick ist intensiver. Geflüsterte Worte durchdringen mich und meinen Geist. Hallen in mir wieder. Schmerz macht stark, hast du gesagt. Und in diesem einen Moment größter Schwäche, beginne ich daran zu glauben.

Der Rohrstock und ich

Dieses Erlebnis ist etwas über ein Jahr her. Es ist meine erste Züchtigung, die mir meine masochistische Veranlagung bewiesen hat. Wenn ich es lese, werde ich immer etwas sentimental. Meine Erfahrungen kommen mir in den Sinn und die Entwicklung, die ich als Sklavin durchgemacht habe. Ich habe mich so verändert und doch sehe ich in den Worten die Wurzeln der Frau, die ich heute bin. Nach diesem Ereignis habe ich meinen ersten Text über BDSM geschrieben, um das Erlebte zu verarbeiten. Er ist der Grundstein, auf dem dieser Blog ruht und deswegen möchte ich ihn mit euch teilen.

Der Rohrstock und mein erster Flug

Er steht vor mir. Mit dem Rohrstock in der Hand. Sieht auf mich herab, wie ich auf dem Sofa vor ihm knie. Ich habe Angst und er weiß es. Den Schmerz, der gleich auf mich zukommt, kenne ich nicht. Es soll sehr wehtun. Ich glaube nicht, dass ich besonders masochistisch veranlagt bin. Er befiehlt mir kühl, meine Strumpfhose runter zu ziehen, damit er mich besser schlagen kann. Natürlich soll ich es selbst machen. In dem Bewusstsein, was auf mich zukommt. Die Erniedrigung provoziert mich und macht mich etwas trotzig. Ich zögere einen Moment, aber gehorche schließlich. Als ich mich für ihn langsam entblöße, blicke ich ihm in die Augen. Er soll meine Verunsicherung und die Wut sehen. Das ist mein Geschenk an ihn.

Er wirkt unheimlich stark, ich fühle eine tiefe Demut. Gleich werde ich mich ihm hingeben, den Schmerz ertragen. Ich soll mich umdrehen und füge mich seinem Befehl. Nach ein paar Schlägen mit der flachen Hand spüre ich den Rohrstock das erste Mal. Es tut wirklich weh. Es ist kein dumpfer Schmerz, sondern ein heißer und brennender. Mein Körper spannt sich vor Angst an. Erst durch den nächsten Schlag wird er erlöst – nur um sich sofort wieder zu verkrampfen. Der Moment, in dem der Schmerz einsetzt, lässt mich erstarren. Das Atmen fällt mir schwer.

Ich versuche zu entspannen, denn das macht es leichter. Wenn eine kurze Zeit zwischen den Schlägen liegt, erholt sich das strapazierte Gewebe etwas und ich kann mich auf den eintreffenden Reiz vorbereiten. Schlimm sind die kurzen schnellen Schläge auf eine Stelle. Es brennt wie Feuer und zieht dann durch den ganzen Körper. Es tut so weh, dass ich richtig sauer werde. Doch das hilft mir leider nicht. Er lässt sich zwischen den Schlägen wieder kurze Augenblicke Zeit und ich kann mich ein wenig sammeln. Es macht mich geil auf den nächsten Treffer zu warten. Wann wird er kommen? Wo wird er landen? Es ist eine süße Angst, die ich ganz auskoste. Ich mag die heftigeren Schläge im längeren Intervall sehr. Als es beim nächsten Mal wieder kurz und schnell wird, bleibt mir die Luft zum Atmen weg. Auf das, was danach kommt, bin ich nicht vorbereitet…

Eine heiße Welle durchströmt meinen Körper und ich fange an zu schwitzen. Ich habe das Gefühl mein Körper löst sich auf, fühle mich leicht und unglaublich frei. Ich will mehr. Alles andere verliert an Bedeutung. Es gibt nur noch ihn und mich und den Rohrstock. Dieses böse kleine Instrument, das ich zu hassen beginne. Jede Schmerzwelle trägt mich noch weiter mit sich davon. Ich habe Angst und sehne mich danach. Will keine Schmerzen mehr, aber möchte auch nicht, dass es aufhört. Ich versuche mich zu konzentrieren, das Gefühl zu kanalisieren. Ich muss auf meine Atmung achten. Richtig atmen hilft, aber es tut so weh. Mein Körper reagiert auf die Schläge, er windet sich unter ihnen, verkrampft und zuckt. Irgendwie schaffe ich es mich immer wieder aufzurichten, um mich meinem Herrn zu präsentieren. Haltung bewahren wird eine gute Übung für die Zukunft. Und richtig atmen.

Seine Finger in mir treiben mich noch weiter in meiner Ekstase an. Mein Fötzchen ist ein bisschen wund von der Dehnung gestern. Wobei nicht wirklich wund, nur um ein vielfaches empfindlicher. Es ist geil. Ich weiß nicht, ob ich es noch länger aushalte, aber ich will es unbedingt. Er erlaubt mir zu kommen. Lieber böser Herr. Der Schmerz hält den Orgasmus nur kurz zurück und dann explodiere ich. Es ist der Wahnsinn. Intensiver als alles, was ich bisher kannte. Mein Körper zittert unkontrolliert. Ich weiß nicht mehr, ob mir heiß oder kalt ist. Im Wechsel zwischen Hitze und Kälte, bekomme ich Gänsehaut.

Wir hören erst auf, als er es sagt. Warum hört er auf…!? Ich will nicht, dass er aufhört. Oder will ich es doch? Ich weiß es nicht, denn ich kann nicht mehr denken. Das muss ich auch nicht. Nicht jetzt. Ich spüre wieder diese unglaubliche Demut. Er blickt auf mich herab und hält mir seine Hand hin. Das haben wir noch nicht gemacht, aber intuitiv weiß ich, ich soll die Hand küssen, die mich schlägt. Er braucht selten viele Worte, um mir zu zeigen, was er von mir erwartet. Ich hasse ihn für seine stille Art mich zu erniedrigen. Sie ist viel schlimmer als jedes böse Wort. Unmissverständlich. Es macht mich wahnsinnig wütend und deswegen liebe ich ihn so sehr. Es ist einer der Gründe, warum gerade er diesen Zugang zu mir hat. Ich werde mich nach und nach von ihm konditionieren lassen, ohne sein Ziel zu kennen. Ich denke nicht, dass ich abschätzen kann, was er mit mir vor hat. Die Motte fliegt zum Licht.

Die Züchtigung hat einen heftigen Effekt auf mich, obwohl ich sie freiwillig ertragen habe. Mein Respekt vor ihm ist gewachsen, Demut durchströmt jede Faser meines Körpers. Er hat das Recht mich zu schlagen und er wird es nutzen. Es ist ein Unterschied es einfach nur zu wissen, oder es bereits gespürt zu haben. Ich fühle mich schwach, verletzlich und ausgeliefert. Vielleicht hat es mir bewusst gemacht, dass ich von seinem Willen abhängig bin. Mehr noch als zuvor. Trotzdem bin ich auch stolz. Ich habe es ertragen, obwohl ich Angst hatte. Für ihn. In meiner Schwäche fühle ich mich seltsam stark und würdevoll.

Ich finde, ich hab mein erstes Mal Rohrstock sehr gut gemacht. Es war auch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Es ist nur ein merkwürdiges Gefühl, dass es mich so erregt hat. Eigentlich will ich Schmerz nicht mögen und das mache ich auch nicht wirklich. Nur die Reaktion meines Körpers darauf. Gerade habe ich einen Punkt in mir entdeckt, den ich überschreiten muss, damit es schön wird. Kurz davor ist es sogar am Schlimmsten. So wie die dunkelste Stunde des Tages kurz vor Morgengrauen ist. Danach erträgt der Körper viel mehr. Es erfordert ein bisschen Selbstbeherrschung und Mut, um dorthin zu gelangen, aber es lohnt sich.

Eine Weile steht er einfach nur da. Dann legt er den Rohrstock beiseite. Dabei lässt er mich keine Sekunde aus den Augen. Ich bin noch zu verwirrt, um etwas sagen zu können. Langsam setzt er sich zu mir auf die Couch und ich schmiege mich in seine Arme. Es tut gut seine Nähe zu spüren. Er gibt mir Schmerz und er gibt mir Geborgenheit.
„Na, meine Kleine, wie hat es dir gefallen?“
„Das weiß ich noch nicht“, nuschele ich in sein Hemd. In Wahrheit liebe ich es. Das möchte ich aber jetzt nicht zugeben.
„Du bist bestimmt vorsichtig gewesen“, überlege ich laut. Er nickt.
„Ein bisschen, aber nicht allzu sehr. Ich habe an deiner Reaktion gesehen, dass du mehr verträgst. Hast du nicht gerade noch erzählt, du seist nicht maso? Das solltest du nochmal überdenken. Ich glaube, da schlummert sehr viel mehr in dir.“ Er lacht warm und wissend.
Ich weiß, dass er Recht hat. Trotzdem habe ich Angst. Ob die Motte ahnt, dass sie sich ihre Flügel verbrennen wird?

Der Plug und die Sklavin

Der Schmerz jagt durch meinen Körper. Ich habe das Gefühl es zerreißt mich. Seine Hand liegt auf meinem Rücken. An der beginnenden Wölbung zu meinem Po. Mit sanftem Druck hält er meinen Körper in Position. Leise Worte dringen wie durch einen dichten Nebel in meine Ohren. Ich verstehe die Bedeutung nicht. Mein Arsch ist schon ganz wund von dem kleinen Plug, den ich den Tag über getragen habe. Das bin ich nicht gewohnt und nun kommt auch noch der Große. Er ist fünfzehn Zentimeter lang und vier breit. Das ist nicht viel, aber ich bin eng. Langsam schiebt er ihn immer tiefer. Es tut weh, doch er wird weitermachen. Beruhigend spricht er auf mich ein. Ich fühle mich wie ein Haustier, das gezwungen ist, die unangenehme Behandlung seines liebevollen Besitzers über sich ergehen zu lassen. Es erregt mich.

Mir muss nicht alles gefallen, was mit mir geschieht. Mein Körper gehört ihm und dient seiner Lust. Er wird damit tun, was auch immer er will. Was ich möchte, spielt keine Rolle. Also versuche ich mich zu entspannen. Das ist gar nicht so leicht, wenn man Angst hat. Mir bleibt keine Wahl. Auf Armen und Knien abgestützt, hocke ich nackt vor ihm. Er ist noch angezogen. Das allein ist schon erniedrigend und damit Ausdruck des Machtgefälles zwischen uns. Ich liebe es nackt vor meinem Herrn zu kriechen. Den Schmerz dulde ich bereitwillig und kämpfe gleichzeitig gegen den Drang an, mich ihm zu entziehen. Beinahe schaffe ich es, doch dann verliere ich die Kontrolle und winde mich auf dem Bett. Ich bin eine schlechte Sklavin. In meiner Enttäuschung über mich selbst wimmere ich leise. Dann richte ich mich wieder auf, damit er weitermachen kann. Er ist der Herr. Ich habe dafür zu sorgen, dass ich benutzbar bin. Tiefe Dankbarkeit für seine Geduld erfüllt mich. Er könnte grober, er könnte rücksichtsloser sein. Er hat die Macht, es ist sein Recht.

Behutsam beginnt er von Neuem den Plug einzuführen. Er dreht ihn, um das enge Loch zu dehnen. Ein kurzer, heftiger Schmerz und es gehorcht. Das böse Ding gleitet tiefer in mich hinein, aber ganz ist es noch nicht geschafft. Es entlockt mir ein leidvolles Stöhnen. Danach wird der Schmerz erträglicher und ich konzentriere mich brav darauf, entspannt zu bleiben. Für ihn ebenso, wie für mich selbst. Wenn ich jetzt verkrampfe, dann wird es richtig weh tun. Seine Stimme leitet mich durch meine Angst.
„Ja, gut. Gleich hast du es geschafft. Er ist fast drin.“ Flüstert er mir ins Ohr. Ich spüre seinen Atem in meinem Nacken, seine starke Hand auf meinem Rücken. Der Plug dreht sich noch ein paar Mal und flutscht schließlich mit der breitesten Stelle in meinen Arsch. Ich stöhne laut auf, ohne mir sicher zu sein, ob vor Erregung oder vor Schmerz. Das darauf folgende Lob erfüllt mich mit Stolz. Ich bin eine gute Sklavin und er ist ein guter Herr, denn er lässt mich nicht unnötig leiden. Er macht es mir leicht, gehorsam zu sein. Obwohl er so viel brutaler sein könnte.

Nachdem ich mich auf den Rücken gedreht habe, spreize ich meine Beine weit und beginne, an meinem Kitzler zu spielen. Natürlich frage ich vorher. Ich darf mich nicht ohne Erlaubnis selbst berühren. Von dem Plug führt ein Schlauch zur Hand meines Herrn. Dort befindet sich die Pumpe. Von oben herab lächelt er mich an und drückt zu. Eins. Der Plug in mir dehnt sich aus. Zwei. Ich spüre, wie ich enger werde. Drei. Noch ein Stöhnen dringt über meine Lippen. Mein Fötzchen ist schon ganz feucht. Er legt den Schlauch aufs Bett und steht auf. Dabei bleibt sein Blick auf mich gerichtet. Er wirkt wie ein mächtiges Raubtier, das im Begriff ist seine Beute zu reißen. Ich höre, wie sich ein Gürtel löst und eine Hose aufgeht. Meine Augen sind nur kurz geschlossen. Jetzt sind sie wieder geöffnet und auf ihn fixiert. Sehnsuchtsvoll ziehe ich meine Schamlippen auseinander, um mich ihm zu präsentieren. Nun liege ich offen vor ihm, um ihn zu empfangen und in mir aufzunehmen. Falls dort noch Platz ist.

Er gleitet zwischen meine Schenkel und presst sie weiter auseinander. Dann dringt sein harter Schwanz in mich ein. Ich sehe ihn die ganze Zeit an. Er soll wissen, was es mit mir macht, in meine Seele schauen, während ich mich ihm hingebe. Vollkommen freiwillig lässt sich die Beute erlegen. Vier. Es pulsiert heiß in mir, während er tiefer in mich dringt. Er stößt gierig zu. Seine Augen leuchten und die Wärme in ihnen weicht einer kühlen Härte. Der Sadist in ihm will mich nehmen, mich benutzen, sich an mir befriedigen. Fünf. Wie viele Zentimeter der Plug jetzt wohl hat? Er füllt meinen engen Arsch ganz aus. Vollkommen gestopft liege ich vor dem bösen Prinzen. Ich bin ihm hilflos ausgeliefert.
„Bitte nicht noch mehr. Ich weiß nicht, ob ich das kann“, flüstere ich ergeben „bitte.“
Er grinst mich an. Der sechste Luftstoß bringt mich etwas zum Jammern. Dann legt er die Pumpe beiseite und fickt mich heftig.